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Zurück zu den Wurzeln im JägerhofTraditionelle Lebensweise als erlebbares Zukunftsmodell

Jenseits von Alpenromantik und Kuhglocken-Klischee trifft man im Südtiroler Passeiertal auf eine gesunde, geerdete Lebensart, die den Weg in eine entschleunigte, achtsame Zukunft weisen kann. Siegi Augscheller erzählt heute über Tradition, tiefe Wurzeln auf hohen Bergen und seinen kritischen Blick auf den modernen Lifestyle.

Wir treffen den Jägerhof-Hotelier auf seiner Sonnenterrasse, von der der Blick weit über das Tal und die umliegenden Berge fällt. Die Abwesenheit von Hektik und Lärm, das malerische Bild der Landschaft und nicht zuletzt die herzliche Art von Siegi Augscheller sorgen dafür, dass sich sofort ein Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden einstellt. Ein Stück hausgemachter Sachertorte steht auf dem Tisch, der Kaffee ist schon unterwegs. Zeit zum Plaudern, wie man sie sich nur wünschen kann.

Lieber Siegi, wie würdest du das Lebensgefühl hier im Passeiertal beschreiben?

Nun, ich kann natürlich nicht für das ganze Tal sprechen, aber wir leben hier schon sehr bewusst in einer Gemeinschaft, nicht nur in der Familie, auch im Dorf und im Tal. Man kennt sich, vertraut sich und kann sich auch aufeinander verlassen. In der Stadt wissen die Leute oft nicht einmal den Namen ihres Nachbarn, hier ist das ganz anders, die Familien kennen sich oft schon seit Generationen. Die zweite Verbundenheit ist die zur Natur. Hier am Berg sind wir sehr auf das Wetter und die Jahreszeiten angewiesen. Wir können nur mit der Natur, nicht gegen sie leben und arbeiten. Früher war das sicherlich noch direkter, da hingen von der Ernte Leben ab. Heute tun wir uns schon leichter, aber wir sind uns der Symbiose mit der Natur sehr wohl bewusst. Hier hast du die beiden Wurzeln, die sehr tief reichen: die Verbundenheit mit den Menschen und der Natur. Das Lebensgefühl, das daraus resultiert, ist von Dankbarkeit, Respekt und großer Freude geprägt.

Würdest du dieses Lebensgefühl als traditionell alpin bezeichnen?

In gewisser Weise ja. Es ist in den Bergen nicht so leicht, dem Boden das Nötige abzuringen. Aber das betrifft nicht nur die Landwirtschaft. Unsere Eltern sind auf kargen Bergbauernhöfen aufgewachsen und haben den Jägerhof mit Genügsamkeit und Fleiß aufgebaut. Diese Einstellung ist uns auch mitgegeben worden. Typisch für die alpine Lebenswelt ist auch, dass man seine Grenzen kennt und weiß, was möglich ist. Wir sind mit unserem Betrieb bewusst klein geblieben und haben dadurch das Meiste selbst in der Hand. Kennzeichnend für unsere Region ist meiner Meinung nach auch der Aspekt der Nachhaltigkeit. Es ist weise, während der sogenannten „fetten“ Jahre mit Bedacht zu wirtschaften, damit keine Probleme auftreten, wenn es einmal nicht so läuft. Du könntest jetzt sagen, wir haben auf Vorrat gearbeitet, das wäre das passende Bild aus der alpinen Landwirtschaft.

Wie passen Nachhaltigkeit und Gästeanspruch für dich zusammen?

Da kommen mehrere Aspekte ins Spiel. Es gibt natürlich den Wunsch und den Trend, sich gegenseitig zu überbieten. Noch tausend Quadratmeter Wellnessoase mehr, Luxuszimmer mit hundert Quadratmetern und so weiter. Und natürlich gibt es Gäste, die das wollen und diese werden auch die passenden Hotels finden. Wir gehen bewusst einen anderen, nachhaltigen Weg, der zum traditionellen Leben am Berg passt. Beispiel Zimmereinrichtung: Wir sind der Ansicht, dass nicht immer gleich alles weggeschmissen werden muss. Vieles kann repariert, aufpoliert und neu gestaltet werden. Das haben wir schon immer so gemacht und unsere Stammgäste freuen sich, wenn wir bestehenden Dingen neues Leben einhauchen oder eben nur Kleinigkeiten ganz neu machen. Heute reden viele Menschen über Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Wir reden nicht nur, wir machen das einfach.

Kannst du uns ein direktes Beispiel für Tradition im Jägerhof geben?

Natürlich, sprechen wir zum Beispiel über sogenannte Unkräuter wie Löwenzahn oder Giersch. Was den Stadtgärtner ärgert, kommt bei uns in den Salat oder in die Suppe! Es ist für uns auch heute noch ganz normal, dass wir im Frühjahr Löwenzahn stechen gehen und allerlei Wildkräuter sammeln, die seit vielen Generationen Teil unserer Nahrung und Heilmittel sind. Wer eine Pflanze als Unkraut bezeichnet, hat bloß ihren Wert vergessen oder noch nicht erkannt. Unsere Kräuterpädagogin Rosi erzählt unseren Gästen bei den gemeinsamen Kräuterwanderungen viel zu diesem Thema. Sparsamkeit bei der Verwendung von Lebensmitteln ist ein weiteres Beispiel für traditionelle Lebensweise im Passeiertal. Wir vermeiden das Wegwerfen von Essen und verwerten Fleisch, Obst und Gemüse ganzheitlich. „From nose to tail“ ist bei uns kein Schlagwort, sondern gelebte Realität.

Eine ganz persönliche Frage: Passen moderner Lifestyle und der Jägerhof zusammen?

Ich würde sagen: ja, immer mehr! Die Menschen haben ein verstärktes Bedürfnis nach gesunder Natur, regionalem Essen und herzlicher Gastfreundschaft. Weniger ist oft mehr, das kannst du zum Beispiel daran erkennen, dass die Vermietung von Almhütten in den Alpen boomt. Vor einigen Jahren hätte da kein Mensch seinen Urlaub verbringen wollen, heute ist Minimalismus das Höchste, zumindest für ein paar Tage. Ich denke, wir finden da im Jägerhof einen guten Mittelweg – Naturerlebnisse, Naturküche und Angebote, die Region auf ursprüngliche Art zu erleben, kommen auch bei unseren jungen Gästen und Familien mit Kindern sehr gut an.

Gibt es so etwas wie deine Lebensweisheit?

Zwei Mal nachdenken, ruhig einmal eine Nacht über eine anstehende Entscheidung schlafen, die Aspekte der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit mitbedenken und das Altbewährte bewahren – das fasst es vielleicht am besten zusammen. Schnelligkeit ist nicht immer eine Tugend und man muss nicht bei jedem neuen Trend mitmachen. Es gibt Dinge, die bleiben und das ist gut so.

Lieber Siegi, zuletzt bitte noch deinen Urlaubstipp!

Sehr gerne! Wir freuen uns, dass wir wieder Gäste bei uns im Jägerhof begrüßen dürfen. Dieses Angebot ist perfekt, um uns und unsere Lebensart kennenzulernen:

4 Tage Auszeit mit Natur & Gaumengenuss
buchbar während des gesamten Jahres

  • 3 Übernachtungen
  • Topfgucker-Kochkurs mit Siegi oder Kräuterwanderung mit Rosi
  • Hausgemachte Müsliriegel und Wandertee
  • Leihweise Wanderausrüstung etc.

Ab Euro 156,00 pro Person
Jetzt anfragen!

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